Blonay Fuchs
Fremde Blüten - Eine Ausstellung von Ölbildern und Skulpturen von Blonay Fuchs in der Galerie Creative Game.
Exklusive Einblicke, in die Schaffensperiode der letzten dreißig Jahre. Blonay Fuchs ist Maler, Bildhauer und Meisterschüler der HdK Berlin. Der Künstler präsentiert einzigartige, lyrisch expressive und erotisch mythisch inspirierte Bilder. Köpfe, Figurationen, Landschaften und Scherenschnitt-Skulpturen.
„Blonay Fuchs´ Werke locken wie fremde Blüten. Sie haben eine fast natürliche Frische, Fasslichkeit, sie strahlen etwas rundherum Zugängliches aus, scheinen das Publikum zur Zustimmung zu überreden, ihm etwas zuzuflüstern, statt sich im Experiment als Selbstzweck zu verlieren“, so Kunsthistoriker und Kurator Christoph Tannert. „Er ist ein Gärtner als Maler, Zeichner und Bildhauer. Die schwellenden Formen des Wachstums in der Natur treiben auf Papier und Leinwand die erotische Ausformung der Frauengestalt als Gefäß der Begierde, als klingendes Instrument der Verlockung. Die sandig gedämpften Ölfarben auf groben Leinwänden verheißen nicht Vollendung, sondern Keimen, Knospen, Blühen.“ Christoph Niess
Rede zur Ausstellungseröffnung „Blonay Fuchs: Fremde Blüten“, Galerie Creative Game, Berlin, 27.09.2024, von Christoph Tannert. Diese Ausstellung ist von wohltuender Stille und Ausgewogenheit. Aber sie ist kein stummes Wunder, sie vibriert vielmehr in der Dualität von figürlichen und nicht-figürlichen Implikationen und aus den wunderbar schönen, leichten, schwebenden Farboberflächen, die auftauchen wie aus dem Nebel. Es sind Erscheinungen, die uns entgegentreten im Anblick des Tiefschönen.
Blonay Fuchs serviert uns hier ein Werkangebot, zu dem Malerei, Papierschnitte und auch einige ältere Holzschnitte (im Grafikständer) gehören. Die allermeisten Bilder entstanden zwischen 2019 und 2024. Zu den jüngsten Werken im oberen Raum zählen etwa ein „Paar“, der „Krieger“, eine „Kleine Königin“ und eine „Falknerin“. Dass es auch Blonays Holzschnitte zu sehen gibt, ist eine lohnende Zugabe, denn ihre kräftige Natur bildet einen ausstellungsdramaturgisch pointierten Kontrast zum sanften Ton der Bilder.
Blonay Fuchs versteht es, mit seinen Bildern das Tiefschöne zu berühren. Sie sprechen eine Sprache ohne Laut, aber sie vermögen uns gerade in dieser Stille aufzuschließen. Man kann den ganzen Blonay lieben in all seinen materialspezifischen Facetten, seiner Neugier, seiner Lust auf das Ausschwärmen in unerforschte Territorien, oder es wird einem gewehrt, überhaupt etwas an seiner Kunst zu lieben. Blonay macht keine halben Sachen.
Er fühlt lebhaft. Und diese tieflaufende Empfindung überträgt sich freundlich und wohltuend. Aber man muss bereit sein, sich ihr hinzugeben, sich auch ihren Themen zu öffnen: Die für Fuchs typische Trias aus Beobachtung, Sinnesverfeinerung und Resonanz in Bezug auf die Dualität von Mann und Frau bringt ein vielfältiges Ensemble von weiblichen Akt- und Paardarstellungen, von Liebenden und Sich-Umarmenden hervor. Dabei wird Natur als weiblich und Weiblichkeit als naturhaft gesehen. Das Männliche tritt uns in der Ausstellung z.B. in Form eines „Kriegers“, „Drachentöters“ oder „Fischers“ gegenüber. „Natur“ und „Weiblichkeit“ sind für das als „männlich“ aufzufassende Subjekt ein „Anderes“, von dem es sich abgrenzt und so seine Identität erschafft. „Natur“ und „Weiblichkeit“ stehen mit dem „Männlichen“ in einer Dualität und bedingen einander.
Weiblichkeit kann dabei auch als Träger des „Heiligen“, z.B. als Madonna denkbar sein. Frauen und Naturbilder rekonstruiert Blonay Fuchs idealtypisch für das christliche Paradigma, welches im Abendland kulturell verankert und auch für die prinzipiell areligiöse Moderne weiterhin von Bedeutung ist.
Der im Fenster platzierte Scherenschnitt aus Styrodur etwa, „Die Liebenden“ bringt das Bekenntnis des Künstlers auf den Punkt. Das zentrale Bild der Ausstellung ist zweifellos „Die Sonne“, in sanftem Rot gehalten - ein Bild, das allumfassende Geborgenheit ausstrahlt, aber auch ein poetischer Wunschtraum sein kann oder Ausdruck von Melancholie angesichts des Sonnenuntergangs. Es ist ein Bild, das ganz aufs Malerische konzentriert ist, ganz auf die Natur der Malerei, weil es ganz aus der Farbe lebt.
Die Natur der Malerei bildet eine Parallelspur zur wahrgenommenen Natur um uns herum. Insofern treibt Malerei in ihrem Selbstgenügen „Fremde Blüten“, so auch der Titel der Ausstellung.
Malerei erscheint als Schaufenster in eine andere Welt. Die mit Öl auf Leinwand aufgetragene Farbe entspricht der Überlagerung von Realem und Gedachtem, von Ikone und innerem (Wunsch)Bild, dem Zerfließen der Koordinaten zugunsten einer elastischen, nachgiebigen Vision, die von der Emotion des Künstlers geformt wurde.
Das bisherige Oeuvre des Künstlers, von dem wir hier natürlich nur einen Bruchteil sehen, hat etwas Allumgreifendes. Es vereint in sich Reflexion und Emphase. Farbe wirkt in der Malerei als innere Musik einer Durchquerung vergegenwärtigter Erinnerungslandschaften und Innenwelten. Kunst ist heutzutage oft ein Durchgangsort der technisch entzauberten Moderne. Nicht so bei Blonay Fuchs, der sich ganz bewusst in den Chor derer einreiht, die die Kunst mit dem magischen Moment des Aufbruchs verbinden.
Dieser Künstler reagiert auf die Zyklen des Lebens und der Natur, das Wirken der Gestirne, das Maß kraftvoller Stille, das Labyrinthische seelischer Abläufe – mit Blick auf Zeit, Raum, Ewigkeit. Es sind die beiden mit Begriffen aus der alten chinesischen Philosophie gut zu benennenden Urkräfte Yin und Yang, die in ihrer Vernetzung das Potential der Lebensenergie ausmachen und im Werk von Blonay Fuchs ein ganzes bildkünstlerisches Universum dynamisieren. Dadurch wird ein Hier-Sein der Bilder sinnlich erfassbar, eine tatsächliche Präsenz. Denn hinter der scheinbar intakten Fassade unserer Kultur in Zeiten der voranschreitenden Globalisierung lauert bekanntermaßen Verunsicherung und nachttiefe Verzweiflung.
Blonay Fuchs hat dennoch die Hoffnung nicht aufgegeben, seinen Sehnsüchten Farbe und Form zu verleihen, um das Unerreichbare erreichen zu wollen, z.B. die Formung von Harmonie in paradiesischer Zukunft, gerade weil der Zugang zur paradiesischen Vergangenheit endgültig versperrt ist. Deshalb auch hängt neben der „Sonne“ ein „Oster-Bild“, das ein Zeichen sein will für Auferstehung, für Erneuerung, das nicht nur die Romantik des Gewesenen in den Blick nimmt, sondern auch die Möglichkeit, Zukunft möglich sein zu lassen und sie farbenfroh verfügbar zu machen.
So wie sich Leichtigkeit und Schwere in der Ausstellung die Waage halten, sind auch die mehrfach positionierten „Drachentöter“ Überwinder des Bösen und Hinweise, dass ein Sieg über die Negativität erreichbar ist. Ernst Blochs „Prinzip Hoffnung“ lehrt, dass die Utopie nicht im Nirgendwo liegt, vielmehr Teil der Realität ist – denn die Hoffnung auf Veränderung besteht jederzeit.
